Die Rauhnächte sind, je nach Brauchtum, Region oder der entsprechenden Tradierung, die Nächte von der Thomasnacht bis zu den Heiligen Drei Königen. Es sind 12 Nächte und so gilt entweder die Zeitspanne von der Thomasnacht bis Neujahr oder die vom Weihnachtstag bis zum Dreikönigstag als die Zeit der zwölf Rauhnächte.
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Ich bin im Salzkammergut geboren und aufgewachsen, und in den Tälern der Alpen gehörten Rituale und Verhaltensregeln während der Rauhnächte mit einer Selbstverständlichkeit zum Leben. So durfte zum Beispiel in dieser Zeit keine Wäsche an der Leine hängen bleiben und musste vor Einbruch der Dunkelheit abgenommen werden. Man sagte sich, dass sich sonst die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit darin verheddern und in der Folge im kommenden Jahr ein Familienmitglied sterben würde. Aus diesem Grund stellte man auch in manchen Gegenden Essen und Trinken in Form von Brot und Milch vor die Türe. Erst nach diesen Nächten um den Jahreswechsel war die wilde Jagd vorbei, und es kehrte wieder Ruhe ein.
Ebenfalls zu den Ritualen gehörten die Räucherungen mit Weihrauch und Kräutern von Haus und Hof, sowie dem Stall und den zugehörigen Nebengebäuden. Dies war nur dem Familienoberhaupt vorbehalten. Diese Tradition findet in den letzten Jahren ebenso wieder vermehrter Beliebtheit, wie das Legen von Karten, und die Vorausschau auf das kommende Jahr. Aus diesem Grund haben diese Nächte auch den Namen Losnächte, da man in denen das Los für das kommende Jahr warf.
Woher die Bezeichnung Rauhnächte kommt, ist umstritten. Einerseits leitet man das Wort vom mittelhochdeutschen "ruch" ab, was soviel wie haarig bedeutet. Andererseits geht man von der Herleitung durch das Räuchern mit Weihrauch aus. Für mich spannend ist, dass die Nacht, in der tatsächlich die "haarigen" Gesellen in Form von Krampussen am 5. Dezember ihr Unwesen treiben, tatsächlich zu den Rauhnächten zählt.
Die Zahl 12 ergibt sich nicht wie man zu Allererst annehmen könnte aus der Anzahl der Kalendermonate, sondern aus der Differenz von Mond- und Sonnenkalender. Streng genommen sind es elf Tage bzw. 12 Nächte. In all den Zeiten, in denen diese Rauhnächte zelebriert wurden, galten diese Nächte als heilig und in ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, gespürt und intuitiv wahrgenommen und im Kreise der Familie gelebt.
Wie schon mehrmals erwähnt, waren bzw. sind die Rauhnächte mystisch. Sie sind eine Zeit der Reflexion, der Einkehr, der Erkenntnis und der Reinigung bzw. Räucherung. Gleichzeitig sind sie eine Zeit der Neuausrichtung, der Gnade und der Vergebung. Übrigens, es gibt noch weitere Rauhnächte im Jahr, wie die Walpurgisnacht (30. April), Allerheiligen (31. Oktober), Allerseelen (1. November), die Hubertusnacht (2. November), die Andreasnacht (29. November) und die schon erwähnte Nikolausnacht (5. Dezember) bzw. die schon beschriebene Thomasnacht (21. Dezember) sowie die Weihnachtsnacht (24. Dezember).
©Alexander Wunderer, Consulting Coaching Training
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