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Der sich-beweisende Archetyp

Merkmale

Auch dieser Archetyp ist um seinen Selbstwert besorgt, dabei versucht er aber nicht das Gegenüber herabzusetzen, sondern er versucht sich getreu nach dem Motto „ich bin ohne Fehl und Tadel“, permanent ins rechte Licht zu setzen.

Er sieht sich in einer Welt voller Be- und Verurteilender, und ob dies strenge Richter und ehrgeizige Rivalen sind, er darf sich auf keinem Fall die Blöße geben, denn jedes Gegenüber würde ihn für einen Versager halten! Dies erzeugt in diesem Archetyp den permanenten Druck bzw. Stress auf, sich beweisen zu müssen.


Der Leitsatz des sich-Beweisenden ist „ich selbst bin nichts wert, und ich verdiene nur dann Liebe und Anerkennung, wenn ich gut bin!“

Bild: peggy-marco@pixabay


Beweggrund

Das Kind hat viele Herabsetzungen und Verurteilungen wie z.B. „Was, das kannst du nicht? Was kannst du überhaupt?“, hören müssen. Ob dies nun herabsetzend oder viell. sogar anspornend gemeint gewesen ist, tut nichts zur Sache. Dies hat schon frühkindlich zu einem Leistungsdruck geführt. Es liegt in unserer Natur, diese Selbstzweifel nicht in uns zu spüren, sondern wir projizieren auf andere, und so sehen wir in jedem Gegenüber den zweifelnden Blick, den wir durch besondere Anstrengungen entgegenwirken müssen.


Selbst wenn wir Anerkennung für unsere Bemühungen erhalten, so gelten diese nur für die positive Seite, und so baut sich innerlich der Kreislauf von „weil ich nicht angenommen werde, zeige ich mich von der besten Seite – weil ich nur die beste Seite zeige, werde ich nicht angenommen“ auf. Ähnlich einem Gummiband, das von unten nach oben schnellt, wechselt der sich-Beweisende von einem Extrem ins andere, nach dem Motto „wenn ich schon nicht ein richtig Guter sein kann, dann werde ich zumindest ein sehr guter Schlechter!“.


Sehr oft neigen diese Menschen dazu übervolle Terminkalender als Beweis zu führen, wie hart arbeitend sie sein. Wäre da eine Lücke im Kalender, dann würden sie sich als „stinkfaul“ bezeichnen. Diese Menschen sind ruhelos und umtriebig und selbst im Urlaub wird der Kalender gefüllt, denn „faul“ in der Sonne zu liegen ist ein No-Go. Hinter dieser Umtriebigkeit versteckt sich die Angst vor der Innenwelt, denn solange die Außenreize dazu anregen, nicht nach innen zu schauen, laufen sie nicht Gefahr, sich den Gefühlen zu widmen, die da hochkommen könnten.


Aus diesem Grund neigen sich-Beweisende zu Alkohol und Medikamenten, um dem Druck, den sie sich selbst aufbauen, Stand zu halten. Meist bewirkt erst ein völliger Zusammenbruch das Umdenken.


Interaktion

Der sich-Beweisende ruft im entsprechenden Gegenüber 2 verschiedene Reaktionen hervor. Entweder kommt das Gegenüber in den Druck, mithalten zu müssen, oder er fällt über den Wetteifer „dir werde ich es zeigen“ in Konkurrenz. Es entsteht ein Klima von Konkurrenz und Beweisnot. Gespräche mit diesem Klima sind entweder äußerst hektisch, oder verkrampft. Keiner hört dem Gegenüber zu - dies macht auch kaum Sinn, denn schließlich geht es nur darum, bei der nächsten Gelegenheit die Bühne und somit das Rampenlicht zu betreten, zu brillieren, und mit voller Pracht zu glänzen. Inhalte sind dabei nebensächlich, den es geht lediglich darum, so souverän und unangreifbar zu sein!

Sehr oft neigen solche „Auftritte“ in einem „Fettnäpfchen“ zu enden, denn obwohl der Auftritt gut einstudiert ist, bei geänderten Rahmenbedingungen können sie dann nicht mehr passend sein.


Wenn sich das Gegenüber komplementär – also entgegengesetzt - verhält, dann verstärkt der sich-Beweisende seine Bemühungen in dem Maß, dass es dem Gegenüber zu viel wird, und er mit den Worten „ist ja gut, wir wissen jetzt wie gut du bist!“ oder „so gut bist du nun auch wieder nicht!" abblockt. Aber genau damit trifft das Gegenüber genau sein empfindliches Beziehungsohr, was den sich-Beweisenden dazu nötigt, sich zu rechtfertigen, sich zu erklären oder zu weiteren gesteigerten Selbstdarstellungen führt.


Entwicklungspotential

Gerade für den sich-Beweisenden ist es ungemein wichtig, zu Ruhe zu kommen. Yoga, Meditation, Muskelentspannungsübungen und Co. sind ideale Werkzeuge dazu. Für viele dieses Archetyps wird dies zu Beginn schier unmöglich sein, und sie werden schon nach wenigen Augenblicken von einer inneren Unruhe geplagt. Ähnlich einem Süchtigen leiden diese Menschen unter Entzugserscheinungen - nach Adrenalin. Leider genügt es nicht, dass man bei einem vollen Terminkalender noch ein paar Yogastunden „reinquetscht“, sondern es bedarf eines völligen Umdenkens.


Der sich-Beweisende muss lernen, dass er auch seine weniger positiven Seiten zeigt, dafür muss er aber erstmal seine weniger positiven Eigenschaften wahrnehmen und annehmen.


Der Entwicklungsweg geht von der Fassade der Perfektion und dem Imponiergehabe zum Bekenntnis der eigenen Mängel und der Blöße.


Das Positive

Der sich-Beweisende ist in der Lage, die erworbene Kompetenz nicht zu unterschlagen und sich nicht unter den Scheffel zu stellen. Diese Kompetenz unbefangen dort zu platzieren, wo sie gefragt ist, gehört zu den Eigenschaften, die die anderen Archetypen erst lernen müssen.


Wenn der sich-Beweisende gelernt hat, dass die Interaktion mit anderen Menschen kein Konkurrenzkampf zwischen ihm und dem strengen Richter bzw. ehrgeizigen Rivalen ist, und dass er getrost auch seine nicht perfekten Seiten zeigen darf, ist er ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft, der zu seinen Leistungen steht und diese auch kommuniziert.

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